tierreport Abgabetier: Vogelspinne

Jedes Jahr werden Hunderte Hunde, Katzen, Vögel und Nager in Tierheimen und privaten Tierschutzinitiativen abgegeben. Grund dafür ist häufig die unüberlegte Anschaffung des Tieres. Immer häufiger landen nun neuerdings auch Exoten im Tierheim. TV-Sendungen wie "Wildes Wohnzimmer" u. Ä. erwecken den Eindruck, dass es "in" ist, Chamälions in der Blumenecke oder Riesenschlangen im Wohnzimmer zu halten. Das alles könnende Medium Internet ermöglicht dann auch den problemlosen Onlinekauf dieser Tiere. Bald schon aber kommt das böse Erwachen - abgesehen von oft kranken und vom Transport mit der Post geschwächten oder sogar toten Tieren - erfüllt das Tier nicht die durchs Fernsehen geweckten Erwartungen. Das Tier macht Arbeit, das Schaffen der erforderlichen Lebensbedingungen kostet Zeit und Geld und so mancher Freund kommt plötzlich nicht mehr zu Besuch, weil er sich vor den neuen Mitbewohners gruselt. So kam es im letzten Jahr zur Abgabe von "Rosi", einer Vogelspinne. Der junge Mann, dem sie gehörte, hatte das Tier von einem Kumpel als Geschenk erhalten. Statt in einem Terrarium mit Belüftung wohnte sie in einem Glasbehälter, der mit einer Plexiglasplatte abgedeckt war. Welcher Art diese Vogelspinne angehörte, hatte der junge Mann "vergessen", dabei ist dies sehr wichtig, um die Lebensbedingungen des Tieres richtig zu gestalten. (Es gibt bei Vogelspinnen Höhlen-, Boden-, Busch- und Baumbewohner, dementsprechend sollte das Terrarium schon eingerichtet sein.) Stolz zeigte er, dass man das Tier problemlos anfassen kann - purer Stress für ein Wildtier! Verwunderlich fand er, dass die Spinne bei ihm die angebotenen Heimchen nicht fraß und sich nicht häutete. Diese Spinne musste aber nun weg - die neue Freundin hatte eine Spinnenphobie. Um der Vogelspinne den Stress im Tierheim zu ersparen, nahmen wir sie mit zu uns. Wir sind seit Jahren aktiv im Tierschutz tätig und halten selber u. a. Vogelspinnen. Mit Hilfe eines Forums im Internet gelang es uns, die Art herauszufinden, eine Grammostola rosea, daher der Name Rosi, den sie bei uns bekam. Schon bald, nachdem "Rosi" in ihr neues, artgerechtes und vor allem belüftetes Terrarium umgezogen war, begann sie zu fressen, allerdings keine Heimchen, sondern Heuschrecken, die ihrer Größe entsprachen. (Auch das wusste der junge Mann wohl nicht.) Im August 07 verschloss Rosi ihre Höhle mit Gespinst und Erde und war die nächsten 3 Monate nicht mehr zu sehen. Erst im Oktober schließlich kam sie - frisch gehäutet und wunderschön rosa schimmernd (daher der Name!) wieder zum Vorschein. Offensichtlich zeigte sich hier der Unterschied zwischen Aufbewahrung und artgerechter Haltung.
Nun möchten wir hier ganz sicher niemandem ausreden, exotische Tiere zu halten. Doch wie bei allen Tieren gilt auch und gerade hier: Informieren Sie sich vor der Anschaffung solcher Tiere über die Haltungsbedingungen, die bei Exoten in bezug auf Wärme und Luftfeuchtigkeit oft sehr aufwändig sind. Kaufen Sie nicht aus Mitleid im Zoogeschäft solch ein Tier, nur weil es ihm dort nicht gut geht. (Melden Sie dies lieber dem Amtstierarzt, sonst wird nämlich das von Ihnen aus Mitleid gekaufte Tier umgehend durch das nächste ersetzt!) Schaffen Sie sich solch ein Tier nicht zur Dekoration Ihrer Blumenecke an, nicht alles, was im Fernsehen gesagt wird, ist richtig! Überlegen Sie sich, wer sich im Urlaub um das Tier kümmert - es ist ein Unterschied, ob Freunde Ihren Wellensittich oder Ihre Riesenschlange füttern sollen! Vogelspinnenweibchen können bei guter Pflege 20 Jahre und älter werden - sind Sie gewillt, solange auf den Besuch ihrer Freunde mit Spinnenphobie zu verzichten? Vielleicht kann so mancher nun nicht verstehen, warum wir uns für Vogelspinnen und Co einsetzen - aber auch diese Tiere haben ein Recht darauf, geschützt zu werden. Mehr Informationen - auch über Rosi - gibt es auf unserer Internetseite www.arachnothilfe.de, wir würden uns über einen Besuch unserer Homepage freuen.