Extatosoma tiaratum

(Australische Gespenstheuschrecke)

Im Herbst 2007 sah ich in einem Zoogeschäft australische Gespenstheuschrecken. Leider gefiel mir die Haltung der Tiere nicht wirklich - die Brombeerblätter, die sie fressen, lagen achtlos auf den Boden des Terrariums geworfen und waren schon sehr trocken. Diese Art benötigt jedoch für eine erfolgreiche Häutung eine Möglichkeit, sich sozusagen "aufzuhängen", sonst kann es zu massiven Problemen bei der Häutung kommen. Ich wies die Mitarbeiter des Geschäftes darauf hin und nahm 3 der Tiere mit, da sie mich schon immer faszinierten. (Bei Besuchen in der Biosphäre Potsdam waren sowohl die Stab- als auch die Gespenstheuschrecken immer ein Platz, wo ich mich lange aufhielt.) Zu Hause angekommen, richtete ich ein Terrarium für die 3 ein, was nicht sehr aufwändig ist. Als Bodengrund gab es normale Blumenerde und in ein Wassergefäß kamen Brombeerzweige. Die 3 begannen sofort zu futtern und häuteten sich kurz danach auch erfolgreich. Nun waren sie offensichtlich erwachsen und begannen, Eier zu legen. (Gespenstheuschrecken können sich durch Parthenogenese (Jungfernzeugung) fortpflanzen! Allerdings entstehen dabei nur weibliche Tiere!)Diese Eier "schießen" sie regelrecht umher. Die Eier beließ ich im Terrarium und buddelte sie immer mal wieder unter die Erde.

Australische Gespenstheuschrecken

Australische Gespenstheuschrecken

Leider verstarben die Tiere dann zum Ende des Jahres, da sie eine nicht all zu hohe Lebenserwartung haben. Zurück blieben ein leeres Terrarium und die Eier.

So vergingen die Monate, das Terrarium wurde weiterhin warm gehalten und ab und zu besprüht. In der Literatur findet man nur wenig über Vermehrungserfolge, und so gab ich die Hoffnung schon fast auf. Als es aber Anfang Juli 08 draußen sehr heiß war (wohl auch mit entsprechender Luftfeuchtigkeit) begannen tatsächlich die ersten der kleinen Gespenster zu schlüpfen! Die Kleinen sind etwa einen Zentimeter groß und sind noch ganz anders gefärbt als ihre Eltern. Sie sehen eher aus wie Ameisen, was einen tieferen Sinn hat: In ihrer Heimat Australien werden die Eier von Ameisen eingesammelt, die diese für Samenkörner halten. Die Schale dieser Eier ist jedoch von den Ameisen nicht zu knacken und so verbleiben die Eier unzerstört im Ameisenbau, wo sie die optimale Temperatur und Luftfeuchtigkeit finden. Wenn die Kleinen dann schlüpfen, sehen sie bis zur ersten Häutung noch fast aus wie Ameisen, um von diesen nicht verspeist zu werden. Sie rennen noch einige Tage etwas "kopflos" durch die Gegend, bis sie schließlich auf einer Futterpflanze zur Ruhe kommen.

Bisher sind 5 der Kleinen geschlüpft, ich bin gespannt, wie viele es noch werden.
Es schlüpften übrigens so ca. 100 Tiere, die wir an andere Interessenten abgaben.

Für alle, die sich näher für die Haltung der Tiere interessieren, hier ein paar Daten.
Temperatur: 22-28 Grad Celsius, täglich sprühen
Weibchen können bis 14 cm groß werden, Männchen nur etwa 10 cm, Männchen können fliegen!
Farben: grün bis braun
Nahrung: Rosenblätter, Himbeer- und Brombeerblätter (Bromberblätter gibt es auch im Winter!)
Vermehrung: durch Paarung wenn Männchen vorhanden oder durch Jungfernzeugung
Eier warm und feucht halten, Entwicklungszeit bei uns fast 8 Monate - also Geduld haben!

News:
Nachdem im Winter 2008 unsere erwachsenen "Gespenster" leider wieder verstarben, kamen die Eier - wie schon in den Jahren davor - in ein kleines Terrarium. Temperatur wieder um die 25 Grad, leicht feucht gehalten. Und am 27. Juli 09 begannen die ersten kleinen Gespenstheuschrecken zu schlüpfen!
Mal sehen, wieviele es dieses Jahr werden! (So schwer ist es doch gar nicht, diese Art zu vermehren!)